» Chorba Frik « + 10 Tipps, um alleine mit dem Rennrad zu reisen
Ihr fragt euch nun vielleicht, wieso es auf diesem Blog so lange still war. Das liegt daran, dass die letzten acht Wochen für mich sehr anstrengend waren: Seit zwei Monaten studiere ich in Amsterdam und mache einen einjährigen Master in Economics. Das Jahr hier ist in sechs Terms aufgeteilt und besonders der erste Term war einfach sehr hart (ich bin gespannt, ob ich die Prüfungen bestanden habe…). Noch dazu gewöhnt man sich an ein neues Umfeld, neue Freunde und eine neue Wohnung. Trotz des Unistresses liebe ich Amsterdam und das Leben hier – ich werde hier nicht komisch angeschaut, wenn ich im strömenden Regen mit dem Fahrrad fahre, die Menschen sind offen und freundlich und die Stadt ist voll von Cafés, Museen und allerhand kulturellen Attraktionen. Außerdem bin ich als Hobby-Radsportler hier gut aufgehoben und kann meine Runden am Deich drehen.

Auch wenn es nun schön länger her ist (Juli!), möchte ich euch von meiner fünftägigen Radtour von Bayern nach Berlin erzählen, um dann zum heutigen Rezept zukommen: Als ich am 17. Juli mit dem Rennrad starte, bin ich motiviert, gesund und kann es kaum erwarten, die nächsten fünf Tage auf dem Rennrad zu verbringen. Ich werde viele nette, zuvorkommende, hilfsbereite und großzügige Menschen treffen, einige Kilo frische Pflaumen essen, zwei Mal einen Badestopp einlegen und meine Arme und Beine durch das Tragen zweier unterschiedlicher Trikotsets streifenhörnchenartig bräunen. Ich werde Wasser-, Magnesium- und Salzpausen einlegen, Brombeeren am Wegesrand pflücken, alte Barockgebäude bewundern und die wunderschöne Landschaft Sachsens von allen Seiten sehen (Sachsen ist wirklich super schön! Tolle Ortschaften und Städte, hügelige Landschaft mit alten Obstbäumen und tolle Häuser. Ich fühle mich aufgrund des derzeitigen Image in den Medien verpflichtet, darauf hinzuweisen, dass ich sehr begeistert von diesem Bundesland bin.).
Meine Tour (mit Eisstopps & Sehenswürdigkeiten!):
- Lichtenfels – Plauen: 111 km, 1210 Hm – Baden an der Talsperre Pirk ist super!
- Plauen – Chemnitz: 84,2 km, 1000 Hm – unbedingt kurz vor Chemnitz dem Eiscafé Marschner’s einen Besuch abstatten! (danke Karola!)
- Chemnitz – Dresden: 82,7 km, 970 Hm – Mühlbach & Freiberg sind wohl die schönsten Orte der Tour; abends bietet sich ein Bummel durch die Dresdener Neustadt an!
- Dresden – Senftenberg: 67,1 km, 340 Hm – vormittags kann man die Dresdener Altstadt erkunden und abends in den Senftenberger See hüpfen
- Senftenberg – Berlin: 141 km, 390 Hm – die letzte Etappe! 🙂
Zurück zum Anfang: Als ich in Lichtenfels (bei Bamberg) starte, sind meine Nährstoffspeicher prall gefüllt. Genug gegessen, getrunken, Salzgehalt stimmt und genug Zucker scheint auch noch im Blut herumzuschwirren. Doch der Tag ist heiß, nach Kulmbach bis Hof erwarten mich bei praller Mittagssonne einige zähe Höhenmeter. Ich klingele zwischendurch eine Oma aus ihrer Küche, die mir ganz freundlich meine Wasservorräte auffüllt. Mein mitgenommenes Steinsalz ist auch fast leer, weil ich bei der Hitze und Anstrengung gut schwitze. In Hof gönne ich mir erst einmal ein Nussbrötchen mit Lachs bei der bekannten Fisch-Restaurant-Kette. Natürlich mit zwei Päckchen extra Salz auf dem Lachs. Auf dem weiteren Weg bis Plauen hüpfe ich bei der Talsperre Pirk noch in’s Wasser. Während ich gen Seemitte schwimme, gibt es für 10min Platzregen. Ha! Und ich werde nicht vom Regen nass!
In Plauen angekommen erwartet mich mein erstes Couchsurfing-Abenteuer bei Familie R.. Die Tochter der Gastfamilie ist ganz aus dem Häuschen, die Eltern begrüßen mich ganz herzlich, verstauen mein Rennrad und nach einer Dusche darf ich mich auf ein super leckeres Abendessen freuen: Chorba Frik.
Du weißt nicht, was Chorba Frik ist?
Ich kannte das damals auch nicht. Aber an jenem Abend bin ich hungrig und der vorzügliche Duft steigt mir in die Nase. Es schmeckt auch herrlich. Und während ich den zweiten Teller des wunderbaren, dampfenden Gerichtes esse, lasse ich mir vom Gastvater ein bisschen etwas dazu erzählen: Er selbst hat algerische Wurzeln und erklärt mir, dass Chorba Frik ein ganz traditionelles Gericht in Algerien sei. Und dass es aufgrund der Zutaten perfekt für Radsportler sei (er weiß das aus eigener Erfahrung. Perfekt!).
Was ist Frik?
Frik/Freekeh zeichnet sich durch seinen hohen Proteingehalt (15,8g/100g) und seine Nährstoffdichte aus: Es ist reich an Calcium, Eisen, Zink, Mangan und B-Vitaminen. Außerdem ist es ein wahres Ballaststoff-Wunder: “Es enthält doppelt so viele Ballaststoffe wie Quinoa und viermal so viel wie brauner Reis.” (Conflict Food, 2016) (Wikipedia).
Chorba Frik ist quasi ein Eintopf mit etwas Fleisch, Kicherebsen und Frik (alles Proteinbomben!) und enthält durch die Gewürze, Kräuter und den Knoblauch eine anregende (ja fast schon medizinische 😉 ) Wirkung. Und natürlich viel Flüssigkeit und Salz.
Chorba Frik ist das perfekte Essen nach dem Sport (und ein Soulfood für die Herbstzeit!)
» Chorba Frik: Das Super-Food nach dem Sport «
Leckere, gesunde und von innen wärmende Mahlzeit gesucht? Der nordafrikanische Eintopf ist perfekt für Herbstabende, als Nährstoffbombe nach dem Sport oder einfach als Comfort-Food.
- 500 g Hähnchen (am besten Stücke mit fetter Haut!)
- 2 Zwiebeln
- 1/2 Knolle Knoblauch (ca. 6 Zehen)
- ggf. 2-4 EL Olivenöl
- 1 große Dose Kichererbsen (480g abgetropft)
- 1 Dose gehackte Tomaten (400g mit Flüssigkeit!)
- 400 ml Wasser
- 2 TL Ras El Hanout (Gewürzmischung)
- 1 TL Zimt
- 1 TL Paprika
- 1 TL Harissa
- 1/2 Bund Koriander
- Salz & Pfeffer
- 100 g Frik/Freekeh (Weizenschrot)
- 6 Stängel frische Minze
- 1/2 Limette
- Zuerst das Hähnchen waschen, trocken tupfen und alle Knochen/Knorpel entfernen. Einen großen Topf erhitzen (moderate Hitze) und die Hähnchenteile mit der Haut nach unten in den Topf setzen. Gegebenenfalls ein paar EL Olivenöl dazugeben, wenn die Haut nicht fett genug ist (wir wollen ja nicht, dass das Fleisch gleich anbrennt!). Die Zwiebeln und den Knoblauch währenddessen in Würfel schneiden und zum Fleisch geben. Wenn die Haut langsam anbräunt, das Fleisch wenden.
- Nachdem die Zwiebeln schön geschwitzt haben, kannst du nun die Kichererbsen, die Tomaten und das Wasser dazugeben. Die Korianderblättchen fein hacken und mit den Gewürzen, Salz und Pfeffer untermischen. Erst für 15min und dann weitere 45min mit Frik/Freekeh köcheln lassen. (wer viel Zeit hat, lässt es noch weitere 30min köcheln – der Geschmack dieses Gerichtes wird noch besser, wenn es mehr Zeit hat, durchzuziehen!)
- Die Minzeblättchen auch fein schneiden und zum Chorba Frik geben. Servieren und mit etwas Limettensaft und Minze- oder Korianderblättchen garnieren.
Gut dazu passt frisches Fladenbrot!
Frik/Freekeh bekommst du in gut sortierten türkischen, tunesischen, algerischen, syrischen oder ägyptischen Supermärkten.
Meine 10 wichtigsten Tipps für das Planen einer Rennrad-Tour
1. Minimalistisch packen
Ich hatte dabei:
– leichte Regenjacke & Langarmshirt
– 2 Trikot-Sets, 2 Paar Socken
– Halstuch, Beinlinge, Armlinge
– 1. Hilfeset (& nötige Medikamente)
– Mini-Mikrofaserhandtuch & Badeanzug
– Sonnencreme, Popo-Creme, Vaseline, Shampoo etc.
– Handwaschmittel
– 1 Paar Toms, 2 leichte Blusen, 1 kurze Stoff-Hose, Unterwäsche
– Ersatzschlauch, Pumpe, Werkzeug, Lichter, Mini-Schloss
– Geld, Kreditkarte, KV-Karte, Ausweis
– Mini-Powerbank, Ladekabel & Bluetooth-Kopfhörer
– weiteres s. Folgetipps
– Radtaschen für Lenker und Sattel
2. Unterkünfte im Voraus checken
Ich habe alle meine Unterkünfte im Voraus gebucht bzw. einen Schlafplatz ausgehandelt (Freunde, Airbnb, Couchsurfing). Ich kann das auch nur empfehlen – auf meiner Reise habe ich jemanden getroffen, der mit Zelt und Schlafsack unterwegs war. Er hatte dreimal so viel Gepäck dabei, weil er auch viel mehr andere Dinge mitnehmen musste (viel mehr Kleidung!). Und durch die sächsische Schweiz war ich um jedes Shirt froh, dass ich nicht mit die Berge hochfahren musste…
3. Nährstoffe bereit halten
Wenn man Tipp 2 befolgt, reicht es, einen Vorrat für tagsüber bereit zu halten: Salz, Zucker, Magnesium, Wasser. Auch Durchfall-Lösungen bieten sich an, wenn man mal Elektrolyte nachfüllen muss (danke meiner Freundin Karola!). Müsliriegel und Banane sind praktische Begleiter; auch ein bei Tipp 5 & 7 eingeplanter Kuchenstopp eignet sich hier.
4. Notfallplan haben
Es soll vorkommen, dass manche Strecke anstrengender ist als geplant. Schwäche, ein technischer Defekt oder schlechtes Wetter können dem ausgefeilten Plan schon einmal in die Quere kommen. Da hilft es, sich vorher Gedanken zu machen, wie man mit Pannen umgehen will. Gut ist es, sich im Vorhinein geöffnete Radläden auf der Route auszusuchen. Und ja, in Brandenburg haben Radläden beispielsweise samstags schon sehr früh geschlossen. Da hilft es, sich vorher zu informieren. Auch: Was macht man, wenn man einen Stopp nicht erreicht? Planen kann man trotzdem das Meiste nicht – es hilft aber sehr wohl, wenn man sich schon einmal Gedanken darüber gemacht hat.
5. Spickzettel einpacken
Auf dem Spickzettel sollte stehen:
– geöffnete Radläden an jedem Stopp & auf der Route
– Adressen der Unterkünfte (wer weiß, ob das Handy immer funktioniert!)
– Kontaktdaten von Verwandten (hilfreich, wenn man einen Unfall hat und nicht ansprechbar sein sollte)
– mögliche Allergien, Krankheiten etc.
6. Zeitpuffer einplanen, um spontan zu werden
Heute kann es regen, stürmen oder schneien. Vielleicht möchtest du aber auch einfach mal in einen See an der Route hüpfen, einen extra Kuchenstopp einlegen oder musst deinen Schlauch flicken.
7. Tour im Voraus planen
Ich habe hier Komoot verwendet, das mein ständiger Begleiter war. Ich liebe diese App und verwende sie eigentlich für alle meine Radtouren. Man kann hier einzelne Strecken auf Höhenmeter, Steigungen, Kilometer, Sehenswürdigkeiten und Wegbeschaffenheiten ansehen. Und für mich war es sehr hilfreich, die Tour durch die sächsische Schweiz genau zu planen: Ich wollte keine Stücke haben, bei denen ich absteigen muss; also habe ich lieber einen Umweg geplant. Manche Sehenswürdigkeiten wollte ich außerdem mitnehmen oder in bestimmten kleinen Ortschaften Pause machen. Man kann die Tourdaten auch offline ansehen. Ganz wundervoll!
8. Vorheriges Training
Sollte selbstverständlich sein. Aber wie man oft sieht, ist es das leider nicht immer. Also bitte vorher schon die Motivation hoch halten 😉
9. Bekannte/Verwandte up to date halten, Stopps kommunizieren
Das war mir auch wichtig, da viele Freunde und Familienmitglieder sehr besorgt waren, dass ich als Mädchen alleine für mehrere Tage unterwegs bin. Außerdem weiß man nie, was passiert und für die einem Nahestehenden ist es besser, zu wissen, dass es einem gut geht.
10. Stay safe: Helm tragen und Regenerationszeit gönnen
Nicht zu übereilig. Lieber auf der Tour einen Tag mit einer kürzeren Strecke einplanen. Mein vorletzter Tag hatte nur ca. 70km und ich habe den Vormittag noch in Dresden mit Sightseeing verbringen können. Das tut auch insofern gut, als dass man die Tage danach ungeahnte Kräfte mobilisieren kann. Mein letzter Tag hatte dann über 140km – die letzte Etappe, bis ich bei meiner Berliner Familie mit allerhand Leckereien versorgt wurde.
Ich hoffe, ich konnte mit meinen Tipps ein paar Radbegeisterte aus ihren Ecken locken!
In diesem Sinne: Fröhliches Radfahren, Reden und Essen,
Liebe Grüße und ganz viel Liebe aus Amsterdam
Antonia
Ich bedanke mich ganz herzlich für all die Unterstützung, die mir wildfremde Menschen, meine Freunde und Familie entgegengebracht haben. Danke für alles! <3 (incl. Eis, Chorba Frik, Pokal zur Ankunft, bestes Ankunftsmenü, bestes Frühstück, Muffins, …)